Grindwal (Globicephala)

Eng mit der Gattung Feresa verwandt und gemeinsam mit dieser als Unterfamilie Globicephalinae angesehen ist die Gattung Globicephala. Diese Gattung umfasst die Gewöhnlichen Grindwale (Globicephala melas) und die Kurzflossen-Grindwale (Globicephala macrorhynchus).

Globicephala Delfin

Als Trivialname hat sich neben der Bezeichnung Grindwale auch der Name Pilotwale etabliert. Dieser hängt mit dem komplexen Sozialsystem dieser Tiere zusammen, die in Schulen von durchschnittlichen 10 bis 20 Individuen einem Leittier folgen.
Vornehmlich sind Grindwale im offenen Meer zu entdecken, Küstengebiete meiden beide Arten des Grindwales völlig. Ebenfalls gemeinsam sind dem Gewöhnlichen Grindwal wie dem Kurzflossen-Grindwal die Eigenart, während des Tages zu Ruhen und erst in der Nacht zu Jagen sowie die Bevorzugung von Kopffüßlern wie Tintenfischen und Kalmaren als Nahrung gegenüber Fischen. Jagen sie aufgrund des Nahrungsangebotes dennoch Fische, werden zumeist Schwarmfische gefressen.

Unterscheidungsmerkmale

Eines der wenigen Unterscheidungsmerkmale zwischen den beiden Arten der Gattung Globicephala sind die deutlich kürzeren Flipper des Kurzflossen-Grindwales, der überdies wärmere Gewässer (tropische, subtropische und warm gemäßigte Meere) benötigt als sein Verwandter mit den längeren Flossen, der Gewöhnliche Grindwal.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal bieten die Zahnreihen, die bei den Gewöhnlichen Grindwalen mehr Zähne besitzen als die des Kurzflossen-Grindwales.

Gewöhnlicher Grindwal

Der Gewöhnliche Grindwal ist einer der größeren Vertreter der Delfinfamilie. Mit seinen 3,8 bis 6 Metern Länge bringt er ein Gewicht von bis zu 3,5 Tonnen auf die Waage. Die männlichen Grindwale sind dabei meist ein Stück größer als die weiblichen, benötigen aber für die Geschlechtsreife bis zu 20 Jahre (Weibchen nur zwischen 6 und 10 Jahre).
Die Spezies mit dem wissenschaftlichen Namen Globicephala melas ist mit Trivialnamen neben der Bezeichnung Gewöhnlicher Grindwal auch als Grindwal und Pilotwal bekannt. Die vielfach noch verwendete Artbezeichnung Globicephala melaena im wissenschaftlichen Bereich gilt hingegen als veraltet und wird kaum mehr verwendet.

Globicephala melas – Aussehen und Merkmale

Typischerweise ist der Grindwal von dunkelgrauer bis bräunlicher Färbung. Die Unterseite besitzt dabei einen hellen Streifen und eine W-förmige Zeichnung im Bereich der Brust, die gemeinsam wie ein Anker anmuten. Er besitzt eine vergleichsweise flache und sichelförmige Finne, die direkt nach dem ersten Körperdrittel und somit im Verhältnis weit vorne sitzt.

  • Die Fluke hingegen ist sehr breit und mittig deutlich eingekerbt, wobei die Seiten spitz zulaufen.
  • Die Flipper des Gewöhnlichen Grindwals sind recht lang, schmal und machen fast ein Fünftel der Gesamtlänge des Wals aus.
  • Dabei ist in den Flippern ein deutlicher „Knick“, vergleichbar mit einem Ellbogen, auszumachen.
  • Der Kopf des Grindwals ist dabei rundlich, die Melone ragt deutlich über die fehlende Schnauze und die angedeuteten „Lippen“, was ihm ein recht klobiges Äußeres gibt.

gewoehnlicher-grindwal

Lebensraum

Der bevorzugte Lebensraum des Gewöhnlichen Grindwals findet sich in den gemäßigten und kühleren Regionen der offenen Weltmeere der südlichen Erdhalbkugel. Auf der Nordhalbkugel findet er sich nur im Atlantik. Zwar soll er hier auch im Pazifik heimisch gewesen sein, verschwand jedoch in diesen Breiten aus bis heute ungeklärten Gründen.
Das Sozialgefüge der Grindwale wird von einem zumeist männlichen Leittier geführt. In Schulen von ungefähr 20 Tieren gehen sie vorrangig in der Nacht auf Beutezug, weil dann ihre bevorzugte Nahrung, Kopffüßler, von den tieferen Meeresregionen höher kommen. Sie gelten generell als eher ruhigere Tiere, die nur bei der Jagd oder in Gefahrensituationen schneller schwimmen.
Wanderungen finden zumeist jahreszeitlich bedingt und in Abhängigkeit vom Nahrungsangebot statt. Bei solchen Wanderungen können sich die Schulen auf einige hundert Tiere ausweiten. Bisweilen vereinigen sich die Grindwale dann auch mit Schulen anderer Delfinarten, beispielsweise dem Rundkopfdelfin oder dem Großen Tümmler.

Fortpflanzung des gewöhnlichen Grindwals

Innerhalb der Schule ist die Paarung nur dominanten Männchen vorbehalten, wobei Fremdpaarungen mit Mitgliedern anderer Schulen nicht ausgeschlossen sind. Dominante Männchen paaren sich mit mehreren Weibchen, die nach einer Tragzeit von rund 15 Monaten ein Kalb zur Welt bringen. Die Kälber werden bis zu zwei Jahre gesäugt, nehmen feste Nahrung jedoch bereits nach einem Jahr zu sich und begleiten die Muttertiere bis zu vier Jahren.
Kommunikation ist ein fester Bestandteil dieses Sozialgefüges. Ein umfangreiches Tonrepertoire mit bis zu 40 Pfiffen in der Minute ermöglicht dabei nicht nur die Kommunikation der Tiere untereinander, sondern auch die Echoorientierung. Diese funktioniert bei den auf die Hochsee spezialisierten Grindwalen jedoch nur in tieferen Gewässern und bringt sie in flacheren Gewässern somit schnell in die Gefahr, die Orientierung zu verlieren und zu stranden.

Kurzflossen-Grindwal

Der Kurzflossen-Grindwal (Globicephala macrorhynchus), auch Indischer Grindwal genannt, ist seinem langflossigen Verwandten sehr ähnlich. Auch er besitzt die typische Kopfform ohne Schnabel und mit stark ausgeprägter Melone, eine dunkelgraue bis bräunliche Färbung sowie die hellere Ankerzeichnung auf der Unterseite.

Aussehen und Merkmale

Unterschiede zeigen sich lediglich in den deutlich kürzeren Flippern, mit sieben bis neun Zähnen je Kieferhälfte eine geringere Zahl der Zähne (Gewöhnliche Grindwale haben acht bis 13) sowie dem Lebensraum in tropischen und subtropischen sowie bedingt gemäßigten Bereichen der Weltmeere. Die einzige Überschneidung mit den Lebensräumen des Langflossen-Grindwals findet sich in den gemäßigteren Zonen des Atlantischen Ozeans.

  • Mit bis zu 6,5 Metern Länge und einem Gewicht von bis zu vier Tonnen ist er nur bedingt größer als sein Verwandter aus den kälteren Meeresregionen.
  • Die Lebensweise und das Sozialgefüge der Kurzflossen-Grindwale innerhalb der Schulen sind jedoch vergleichbar.

kurzflossen-grindwal

Lebensraum und Lebensweise

Auch hier sind dominante Männchen für die Fortpflanzung mit mehreren Weibchen zuständig und stellen zumeist das Leittier der jeweiligen Schule. Die Nahrungssuche erfolgt in der Nacht, weil die Beutetiere (Kalmare, Kraken und Schwarmfische) dann aus den tieferen Meeresregionen aufsteigen. Der Grindwal selbst taucht jedoch bis zu 600 Meter tief für die Nahrungsaufnahme.
Wie der Gewöhnliche Grindwal ist auch der Kurzflossen-Grindwal vom Naturell her eher ein ruhiger Vertreter, der langsam schwimmt (ca. 6 h/km), selten springt und sich von Schiffen eher fern hält. Lediglich bei Gefahr oder bei der Jagd werden Geschwindigkeiten von bis zu 40 h/km erreicht. Interessant ist dabei vor allem der Zusammenhalt der Schule bei Verletzung eines Tieres. Die gesamte Schule begleitet das verletzte Tier auch bei der Flucht, was jedoch in flacheren Gewässern zum Verlust des Orientierungssinns führen kann (Strandungsgefahr).

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