Da es sich bei der Kastration um eine Operation handelt, ist es im Vorfeld wichtig, einige Fakten zu kennen. Als häufigste Gründe für eine Kastration werden Ungehorsamkeit, Dominanz und Aggressivität – also vermeintliches Fehlverhalten von Hunden – genannt.
Doch bevor man diesen Schritt geht, sollte man sich umfassend über das Thema Kastration informieren.
Zu unterscheiden ist zunächst, ob die Kastration bei einem männlichen Hund – also einem Rüden – oder bei einer Hündin erfolgt. Grundsätzlich werden diese drei Arten der Kastration unterschieden:
Die Kastration beim Rüden setzt voraus, dass der Hund geschlechtsreif ist. Sie sollte daher nicht vor dem ersten Lebensjahr vorgenommen werden.
Im Alter von 6 bis 12 Monaten erreichen Rüden (je nach Rasse) die Geschlechtsreife. Sie zeigt sich an einer Reihe von typischen Verhaltensweisen, die wiederholt auftreten:
Sobald man sich entscheidet, eine Kastration durchzuführen, braucht der Hund eine gründliche Voruntersuchung. Nach §6 des deutschen Tierschutzgesetzes, ist eine Kastration nur dann erlaubt, wenn der Tierarzt nach gründlicher Untersuchung sein Einverständnis gibt. Operiert werden darf außerdem nur, wenn der Hund gesund ist.
Unter Vollnarkose werden dem Rüden, also dem männlichen Hund, operativ beide Hoden aus dem Hodensack entnommen. Die Abläufe im Einzelnen:
Weiblichen Hunden werden unter Vollnarkose die Eierstöcke abgebunden (Sterilisation) oder im Falle der Kastration die Eierstöcke – vielfach zusammen mit der Gebärmutter –vollständig entfernt. Eine Befruchtung ist dann auf natürlichem Wege nicht mehr möglich. Hündinnen werden etwa im Alter von 6 bis 12 Monaten geschlechtsreif. Im Volksmund spricht man von läufig. Danach sind typische Verhaltensweisen zu beobachten wie:
Anders als bei Rüden sollte die Sterilisation der Hündin nicht vor dem 2. Lebensjahr vorgenommen werden. Eine Hündin wird bei ihrer ersten Läufigkeit erwachsen. Sie „reift“. Dieser wichtige Schritt würde bei einer Frühkastration wegfallen.
Ähnlich wie bei einem Rüden werden die Hündinnen auch auf den Rücken gelegt, die Operationsstelle wird rasiert, gründlich desinfiziert und danach mit einem Skalpell geöffnet.
Diese Operationsfäden werden im Normalfall innerhalb von 10 Tagen gezogen.
Wichtig: Bei älteren Hündinnen ist es sinnvoll, gleich die Gebärmutter zu entfernen. Dies verzögert die Dauer der OP nur wesentlich, da das Organ bei einer Kastration sowieso aufgesucht wird.
Bei einer Sterilisation werden nur die Eileiter der Hündin durchtrennt. Dieser Eingriff wird zwar auch unter Vollnarkose durchgeführt, ist jedoch ein leichterer Eingriff als eine vollständige Kastration. Dieser Vorgang ist aber ebenso „irreversibel“, das heißt: nicht mehr rückgängig zu machen.
Beide Operationsarten können auch endoskopisch, das heißt minimalinvasiv mit einem Endoskop vorgenommen werden! Der Eingriff ist dann weniger belastend für den Organisamus.
Fakt: Bei der Kastration/Sterilisation einer Hündin ist es nicht anders wie bei den Rüden: Jeder Tierarzt hat seine eigene Operationstechnik.
Die Kosten für die Kastration eines Hundes variieren von Tierarzt zu Tierarzt. Im Sinne eines besseren Kostenvergleichs kann man sich jedoch an der deutschen Gebührenordnung für Tierärzte orientieren. Hinzu kommt, dass die erhobenen Preissätze je nach Geschlecht sehr unterschiedlich ausfallen. Auch Größe, Gewicht, Rasse und der Allgemeinzustand des Hundes spielen bei der Preisbestimmung eine große Rolle.
Eine weitere Art, ungewollten Nachwuchs zu verhindern, ist die Hormonspritze bei Hündinnen. Sie ist in etwa mit der Hormonspritze zur Empfängnisverhütung beim Menschen zu vergleichen. In der Ruhephase, sprich nach der Läufigkeit, wird der Hündin eine Spritze verabreicht, die ziemlich genau alle 5 Monate wiederholt werden muss. Bei überschaubaren 50 Euro pro Spritze ist die Hormonspritze eine günstige Alternative zur Kastration.
Anders als bei der hormonellen Verhütung von Hündinnen wird bei Rüden ein Hormon-Chip eingesetzt. Bei dieser „chemischen“ Kastration wird dem Hund ein Chip unter die Haut gepflanzt, der besondere Hormone abgibt und die Produktion von Testosteron stoppt, um die Spermien außer Gefecht zu setzen. Der Chip muss nach 6 bis 12 Monaten ausgetauscht werden. Die Kosten pro Hormon-Chip belaufen sich jeweils auf ca. 150 Euro.
Letztendlich sollte der Tierarzt mitentscheiden, ob und welche Kastration für Ihren Hund am sinnvollsten ist. Kommt Ihr Vierbeiner zum Beispiel oft mit anderen Hunden in Kontakt, tollt er des Öfteren im Park ohne Leine herum oder ist er tagsüber in einer Hundepension, könnte es ratsam sein, ihn kastrieren zu lassen, um ungewollte Nachkommen zu vermeiden.
Grundsätzlich ist die Kastration beim Hund nach dem deutschem Tierschutzgesetz lt. §6 Abs. 1 S. 1 verboten. Da dem Tier immerhin Organe entnommen werden.
Einige Absätze weiter relativiert sich dieser Paragraf jedoch, wenn medizinische Gründe oder die Fortpflanzungsverhinderung genannt werden. Sie können das Verbot aufheben. Einfach gesagt: Es liegt im Ermessen des Tierarztes darüber zu entscheiden, ob eine Kastration erlaubt ist oder nicht.
Wie bei jedem operativen Eingriff gibt es auch Vor- und Nachteile, die für oder gegen eine Kastration sprechen.
Vorteile:
Nachteile:
Vorteile:
Nachteile:
Zeigt ein Hund keine oder nur geringe Verhaltensauffälligkeiten und sind keine gesundheitlichen Probleme ersichtlich, ist eine Kastration weder zwingend notwendig noch anzuraten. Abhängig von der Situation, in der der Hund gehalten wird, kann es bei häufigem Kontakt mit anderen Hunden jedoch sinnvoll sein, eine Kastration in Erwägung zu ziehen.
Im Falle einer tiermedizinischen Indikation ist die Kastration des Hundes grundsätzlich erlaubt. Wichtig ist immer, sich mit dem Tierarzt abzusprechen. In Abstimmung mit ihm sind Hundebesitzer frei zu entscheiden, ob sie ihren Hund, kastrieren lassen wollen oder nicht. Ob es letztendlich Sinn macht oder nicht, muss jeder Besitzer für sich und seinen Hund selbst wissen.