Niereninsuffizienz und eine damit einhergehende eingeschränkte Nierentätigkeit bleiben oft viel zu lange unerkannt. Wird rechtzeitig behandelt, kann die Nierenfunktion häufig wieder vollständig hergestellt werden. Dazu müssen Hundehalter aber gut über die Nieren und ihre eventuellen Erkrankungen Bescheid wissen. Nur so kann rechtzeitig reagiert werden und der Hund gewinnt dadurch noch einige Jahre an wertvoller Lebenszeit.
Nierenprobleme beim Hund
Als Entgiftungs- und Ausscheidungsorgan haben die Nieren für den Hundekörper besondere Bedeutung. Sie sind wichtig für den Stoffwechsel und produzieren Hormone. Leider kommen beim Hund immer wieder Nierenprobleme vor. So ist das Nierenversagen sogar die zweithäufigste Todesursache bei den Vierbeinern.
Die Nieren haben mehrere Aufgaben
Die Nieren sind ein Organ, das zum Harnsystem gehört. Sie sind zuständig für die Harnbereitung und regulieren Wasser- und Elektrolythaushalt des Hundes. Sie sorgen für die Ausscheidungen der Endprodukte, die beim Stoffwechsel anfallen. Man spricht von den harnpflichtigen Substanzen – das sind die Giftstoffe, die über den Harn ausgeschieden werden. Dabei wird der Harn in den Nieren konzentriert. Das entzogene Wasser wird resorbiert und der konzentrierte Harn in den Nierenbecken gesammelt. Von hier wird er über den Harnleiter in die Blase geleitet. Über die Harnröhre erfolgt die Ausscheidung.
Daneben sorgen die Nieren für die Ausbalancierung des Wasserhaushaltes und für die langfristige Blutdruckeinstellung. Darüber hinaus kontrollieren sie den Elektrolythaushalt und den Säure-Basen-Haushalt. Die Nieren haben noch weitere Aufgaben im Hundekörper. Sie produzieren Hormone für die Blutbildung. Gesteuert werden die Nierenfunktionen über Hormone.
Niereninsuffizienz beim Hund zu spät erkannt
Lässt die Funktion der Nieren nun nach, so handelt es sich um eine Nierenschwäche oder Niereninsuffizienz. Man geht davon aus, dass rund 20 Prozent der Hunde über 5 Jahren bereits eine Nierenschwäche entwickeln. Das Gefährliche daran ist, dass eine eingeschränkte Nierenfunktion oft erst sehr spät erkannt wird. Symptome lassen sich nämlich erst ab einem über 50-prozentigen Funktionsverlust erkennen. Eine Niereninsuffizienz kommt meist nicht von heute auf morgen. Sie entwickelt sich langsam. Das kann mehrere Monate oder sogar Jahre dauern. In diesen Fällen besteht eine chronische Niereninsuffizienz. Nimmt der Hund toxische Stoffe wie Gift zu sich, kann eine akute Niereninsuffizienz die Folge sein. Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist der Körper nicht mehr fähig die Schad- und Giftstoffe auszuschwemmen. Der Körper beginnt sich selbst zu vergiften, es kommt zur Harnvergiftung, der Urämie. Gleichzeitig geht dem Körper Wasser verloren und er trocknet aus.
Symptome einer akuten Niereninsuffizienz
Bei der akuten Variante der Erkrankung sind zuerst Teilnahmslosigkeit und Mattigkeit zu erkennen. Diese beiden Symptome können jedoch auf zahlreiche andere Erkrankungen hinweisen. Vorerst setzt der Hund kaum Harn ab. Bei fortschreitender Erkrankung kommt es jedoch zu vermehrtem Urinabsatz und dadurch auch vermehrtem Trinken.
Der Hund hat keinen Appetit und verliert Gewicht. Er wird lethargisch. Die Schleimhäute im Maul beginnen sich zu entzünden. Auch Durchfall und Erbrechen können nun auftreten. Im Spätstadium ist Anämie zu beobachten. Wird die akute Niereninsuffizienz nicht rechtzeitig behandelt, so kann sie in eine chronische Erkrankung übergehen.
Symptome für die chronische Niereninsuffizienz beim Hund
Kranke Hunde zeigen erst dann Symptome, wenn bereits rund 75 Prozent des Nierengewebes nicht mehr funktionstüchtig sind. Zuvor kann der Hund völlig gesund erscheinen. Symptome für die chronische Nierenschwäche kommen meist schleichend. Der Hund beginnt mehr zu trinken, er frisst jedoch weniger. Damit beginnt er Gewicht zu verlieren. Der Hund ist deutlich ruhiger, er wirkt matt und teilnahmslos.
Gelegentlich kann das Fell seinen Glanz verlieren. Durch die gestörte Nierenfunktion setzt der Hund mehr Harn ab. Auch die Verdauung funktioniert dann nicht mehr so wie sie soll und es kann zu Verstopfung und Erbrechen kommen. In besonders schweren Fällen kann es zu Krampfanfällen kommen. Die meisten der Symptome deuten nicht auf eine schwere Erkrankung hin, daher wird der Hundehalter nicht sofort den Tierarzt aufsuchen. Der Hund kommt dann mit breiigem Kot und Müdigkeit zum Tierarzt. Dann ist es häufig jedoch schon zu spät.
Ursachen für eine Niereninsuffizienz
Die Ursachen für diese Erkrankung können vielfältig sein. Sie kann als Folge einer Entzündung auftreten. Ein weiterer Grund können Nierensteine oder Tumor sein. Bei einigen Tieren liegen angeborene Erkrankungen der Nieren wie Zystennieren oder Nierendysplasien vor. Auch eine Erkrankung des Immunsystems kann zu Niereninsuffizienz führen. Bei älteren Hunden muss die Ursache nicht zwangsläufig bekannt sein. Akute Niereninsuffizienz kann sich zu einer chronischen Erkrankung entwickeln.
Die akute Niereninsuffizienz beim Hund
Eine akute Niereninsuffizienz ist häufig die Folge einer Vergiftung. Sie kann aber auch nach einer Entzündung wie Herpes oder Staupe entstehen. Ebenso können allergische Reaktionen auf Medikamente, oder Gefäßentzündungen für die Erkrankung verantwortlich sein. Bei einem Darmverschluss, einer Bauchfellentzündung, einer Lebererkrankung, einer Bauchspeicheldrüsenentzündung aber auch bei Diabetes Mellitus besteht die Gefahr, dass der Hund in der Folge eine akute Niereninsuffizienz ausbildet.
Zu einer Nierenschädigung kann es jedoch auch durch äußere Einflüsse kommen. So sind Schwermetalle wie Blei, Quecksilber, Arsen oder Thallium, Medikamente oder Giftpflanzen Gründe für Niereninsuffizienz. Zu guter letzt können auch Harnsteine, Abszesse oder Tumore der Harnwege sowie Traumata ein Risiko für eine akute Niereninsuffizienz sein.
Diagnose: Niereninsuffizienz beim Hund
Meist kommen Hunde mit sehr unspezifischen Symptomen in die Praxis des Tierarztes. Er wird daher eine allgemeine Untersuchung des Hundes durchführen. Bei Verdacht auf Probleme mit den inneren Organen, wie eben den Nieren, wird er dann Laboruntersuchungen anordnen. Dazu zählen ein Blutbild und eine Harnuntersuchung. Handelt es sich um einen chronischen Verlauf können weitergehende Untersuchungen wie Röntgen, Sonografie oder Nierenfunktions-Untersuchung, Ultraschall oder Biopsie genaueren Aufschluss über die Erkrankung geben. Trotz all dieser Untersuchungsmöglichkeiten kann in vielen Fällen keine Ursache herausgefunden werden.
Therapie der Niereninsuffizienz beim Hund
Bei einer akuten Niereninsuffizienz muss der vierbeinige Patient wahrscheinlich intensivmedizinisch betreut werden. Es handelt sich hier um einen Notfall. Bei Vergiftungen müssen umgehend Entgiftungsmaßnahmen getroffen werden und gegebenenfalls ein Gegengift verabreicht werden. Gleichzeit müssen Maßnahmen ergriffen werden um die Regeneration der Nieren anzuregen. Die Nieren sollen sich so erholen, bis sie ihre Funktionen wieder aufnehmen können.
Der Hund benötigt eine Diät
Von größter Wichtigkeit ist nun die Ernährung des nierenkranken Patienten. Der Hund muss ab sofort unbedingt eine spezielle Diät einhalten. Besonders wichtig ist Futter, das speziell für nierenkranke Tiere entwickelt ist. Normales Futter hat in den meisten Fällen einen viel zu hohen Eiweißgehalt. Ein zu hoher Eiweißgehalt verfügt über einen hohen Stickstoffgehalt. Dieser sorgt für eine vermehrte Giftstoffkonzentration im Körper des Hundes. Auf diese Art wird die Zerstörung der Nieren jedoch angetrieben.
Auch der Salzhaushalt ist im Gleichgewicht der Nahrungszusammensetzung zu beachten. Nierendiät sollte protein- und salzarm sein. Spezielles Hundefutter ist im Fachhandel oder direkt beim Tierarzt erhältlich. Hundehalter, die ihren Hund barfen, müssen hier besonders acht geben, damit der Hund die richtigen Nährstoffe in der richtige Zusammensetzung erhält. Eine Nierendiät darf immer nur in Absprache mit dem Tierarzt stattfinden.
Trockenfutter sollte bei Nierenerkrankungen gemieden werden
Futter für eine Nierendiät muss für Leber und Darmtrakt leicht verdaulich sein. Wichtig ist, dass das Futter proteinarm ist. Dies zu bewerkstelligen ist nicht einfach und muss mit dem Tierarzt abgesprochen sein. Neben der proteinarmen Ernährung sollte die Nierendiät auch arm an Natrium und Phosphor sein. In herkömmlichen Industriefuttermitteln können die Werte für diese beiden Nährstoffe viel zu hoch sein. Hundehalter sollten sich daher die Deklaration der Futtermittel sehr genau durchlesen. Sind die Werte zu hoch, ist eine andere Futtersorte auszuwählen.
Vorsicht ist geboten bei Trockenfutter. Die klassischen Trockenfuttersorten, die im Handel erhältlich sind, sind nicht für Hunde mit einer Nierenerkrankung geeignet. Sie enthalten Inhaltsstoffe, die die Erkrankung sogar begünstigen können. Daneben führt Trockenfutter durch seinen Wassermangel zu einem Wassermangel im Hundekörper. Hat der Hund nun bereits ein Problem mit den Nieren, sorgt das zusätzlich für Austrocknung. Positiv bei einer Nierenerkrankung sind Nahrungsmittelzusätze mit Fischöl und den darin enthaltenen Omega-3, und Omega-6 Fettsäuren.
Tipp: Hundefutter selbst zubereiten
Natürlich ist es einfach möglich, den Hund selbst zu versorgen. Gekochter Reis oder gekochte Kartoffeln mit Fleisch und ein wenig Gemüse bieten ein hervorragendes Menü für den vierbeinigen Patienten. Zudem ist ein kleiner Zusatz an Fischöl sinnvoll. Bei der Zugabe von Fischöl ist aber auf die Menge zu achten: Zu viel Fett ist der Gesundheit des nierenkranken Hundes nicht zuträglich. Auf Gewürze und synthetische Zusatzstoffe ist dem Hund zuliebe zu verzichten.
Ausreichend trinken und genug Bewegung
Besonders wichtig für den Hund mit Niereninsuffizienz ist ausreichend frisches Wasser. Dieses muss täglich mehrmals frisch in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Trinkt der Hund sehr viel, ist auch dafür Sorge zu tragen, dass er so oft wie möglich nach draußen kann um Urin abzusetzen. Bei einem nierenkranken Hund kann es jedoch immer wieder vorkommen, dass er ein wenig Urin verliert. Bestrafungen sind hier unangemessen.
Auch wenn der Hund offensichtlich krank ist, so kann er noch immer alles machen, was auch ein gesundes Tier kann. Ausreichende Bewegung ist auch in diesem Fall von großer Wichtigkeit. Der Hund sollte auch Spaß haben und spielen dürfen. Zu wenig Bewegung würde zu Übergewicht führen, was wiederum ein Risiko für die Niereninsuffizienz bedeuten könnte. Wichtig bei all diesen Maßnahmen ist Konsequenz. Der Hund muss seine Diät einhalten. Das gilt auch für alle Leckereien, die er zwischenzeitlich erhält. Hält sich der Hundehalter an den vorgeschriebenen Diätplan und die Maßnahmen und geht regelmäßig mit dem Hund zur Kontrolle, steht einem erfüllten Hundeleben nichts im Weg.