Biberratte (Nutria)

Die Biberratte gehört zur Familie der Stachelratten und stammt ursprünglich aus Südamerika. Inzwischen hat sich das Nagetier fast weltweit ausgebreitet und ist auch an Fließgewässern in Europa anzutreffen.

Die Nutria

Biberratte, Nutria, Myocastor coypus, Sumpfbiber, Wasserratte – Es gibt wahrhaft viele Bezeichnungen für diesen kleine Lebewesen. Aber welche ist nun richtig?
Die weitaus häufigste Bezeichnung ist Nutria, wobei auch das eigentlich nicht passend ist, denn im spanischen bedeutet das Fischotter. Der wissenschaftliche Name lautet „Myocastor coypus“.
Die Bezeichnung Biberratte ist irreführend, da die Biberratte zoologisch gesehen keine Rattenart ist. Also fällt Wasserratte auch aus der Runde. Die Entscheidung könnte auch auf den Sumpfbiber fallen, jedoch gilt auch hier aus zoologischer Sicht, die Nutria gehört nicht zur Familie der Biber.

Merkmale und Lebensweise einer Biberratte

Im Gegensatz zum Biber wird eine Nutria nur circa 60 cm lang. Damit sind sie nicht die Größten, aber auch nicht sonderlich klein. Ihre Kopfform entspricht etwa die eines Riesenmeerschweinchens.
Auch von weiter Entfernung sind Biberratten unschwer zu entdecken. Durch ihre orangefarbenen Zähnen fallen sie einem direkt ins Blickfeld. Und auch die langen leuchtend weißen Schnurrhaare lassen sie auffallen.
Die Nutria ist bestens für das Leben im und am Wasser geeignet. Durch ihre Schwimmhäute, die sie zwischen den Zehen tragen, kommen sie ohne große Problem im Wasser voran. Biberratten sind sehr gute Taucher. Ihr Gehör als auch der Geruchssinn sind bei diesen Tierchen exzellent ausgeblidet. Dafür sehen sie sehr schlecht.
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Merkmale:

  • sehen sehr schlecht
  • hören und riechen sehr gut
  • gute Taucher
  • langer runder Schwanz
  • Schwimmhäute zwischen den Zehen
  • lange orange Schneidezähne
  • 5 Zehen an den Füssen- davon steht einer ab wie unser Daumen
  • werden bis zu 10 Jahre alt

Ernährung einer Biberratte

Nutrias gehören vorwiegend der Gruppe der Pflanzenfresser an. Sie ernähren sich von Wasserpflanzen, Gras und verschiedenem Uferbewuchs. In der Winterzeit können auch. Rinde und Wurzeln auf ihrem Speiseplan stehen. Hin und wieder fressen sie aber auch kleine Tiere wie Würmer, Muscheln und kleine Krebse.

Nachwuchs der Nutria

Finden Nutrias einen Partner, werden bis zu zweimal im Jahr Junge ausgetragen. Dabei beträgt die Tragezeit circa 125 Tage. Bei einem Wurf werden 5 bis 9 kleine Biberratten geboren, welche bereits nach drei Monaten selbstständig sind.
Schon nach 6 Monaten werden diese Geschlechtsreif und können sich weiter Vermehren.

Nutriafleisch

Viele Jahrzehnte lang wurden Nutrias geschlachtet, weil ihr Fleisch als Delikatesse galt. Auch heute noch gibt es einige Liebhaber, die das besondere Fleisch vergöttern. Es gibt allerdings immer weniger Anlaufstellen, welche das Fleisch auch verkaufen.
In DDR Zeiten hatten die Nager einen schlechten Ruf. Viele Menschen lehnten es ab, Nutria zu essen. Diese Einstellung kam vor allem daher, dass die Tiere eine zu große Ähnlichkeit zu Ratten hätten.
Ob als Burger oder in feiner Pilz-Soße. Im Internet findet man viele Rezepte mit dem begehrten Fleisch.
Aber nach was schmeckt das Fleisch überhaupt? Wer das Fleisch einmal probiert hat wird feststellen, dass man den Geschmack eher als Mischung bekannteren Fleischsorten definieren wird. Viele Menschen die Nutria bereits gegessen haben sagen aus, dass es dem Kaninchen am nächsten komme.
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Feinde

Über mehrere Jahre war der Mensch die schlimmste Gefahr für die Biberratte. Jahrelang wurden Felle von Nutrias als Statussymbol getragen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in Deutschland jährlich fast 100.000 Felle von über 1000 Nutria-Farmen geliefert.
Mittlerweile ist diese Vorliebe deutlich zurück gegangen. Zu den Feinden gehören neben Vögeln wie Eulen und Adler auch Tiere wie der Bär, der Luchs oder unsere Hunde. Auch durch Krankheiten wie beispielsweise Parasiten gehen die Zahlen der Nutrias zurück.

Biberratte als Schädling: Bekämpfung

Die rattenähnlichen Nagetiere werden an Fluss- und Ufergebieten nicht gerne gesehen. Durch ihren Unterbauungen an Dämmen stellen sie eine Gefahr für Dammbruch dar.
Da Nutrias das ganze Jahr über Junge bekommen, welche ebenfalls früh geschlechtsreif sind, werden es in kürzester Zeit immer mehr Tiere. Dies führt auf Dauer zur Überpopulation.
Da mehr Tiere bekanntlich auch mehr Schäden anrichten, kommt es in bestimmten Regionen zur Nutriajagd. Dies dient dem Hochwasserschutz. Vor allem für die Niederlande sind die Nager ein echtes Problem. Da Große Teile des Landes nur knapp oder sogar unter dem Meeresspielgel liegen, ist die Bekämpfung von großer Bedeutung. 3.000 Kilometer Deich schützen das Land, welche von Bisamratten und Nutrias als paradiesische Lebensräume angesehen werden.
Die klassische Bekämpfung des Tieres erfolgt durch Jäger. Liegt ein vernünftiger Grund vor, so dürfen die Tiere gefangen und getötet werden. Hierbei kann zum Beispiel auch eine Kastenfalle hilfreich sein.

Verdrängung des Bibers

Vereinzelt hört man die Nachricht, die Nutria sowie auch die Bisamratte würden die wieder eingeführte Biberpopulation gefährden. Experten verneinen diese Aussage. Grund dafür – Biber und Nutria leben friedlich in ihrem Habitat nebeneinander. Allein auf Grund der unterschiedlichen Körpergrößen überlappen sich die Nischen der drei Arten nicht.
Einzig allein zwischen Nutria und Bisam gibt es gewisse Unstimmigkeiten. An vielen Orten wird die Bisamratte von der Biberratte verjagt. Dies gilt aber nicht für den Biber. Lediglich die Nahrungsnischen der Tiere greifen vor allem im Sommer ineinander.

Unterschiede Nutria, Biber und Bisam

 Aus der Entfernung ein Nutria zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Mit den beiden ähnlich aussehenden Tieren Biber und Bisam werden die Nager oft verwechselt.
Wenn man allerdings genauer hinschaut und auf die Größe achtet, kann man gewisse Unterschiede feststellen.

Bisam

  • 35 cm groß
  • bis zu 1,8 kg schwer
  • kaum sichtbare Zähne
  • schwarze Tasthaare

Nutria

  • 65 cm groß
  • bis zu 9 kg schwer
  • orange Zähne
  • lange, leuchtend weiße Tasthaare

Biber

  • 100 cm groß
  • circa 36 kg schwer
  • orange Zähne
  • dunkle Tasthaare

Zuletzt bleibt noch einmal deutlich darauf hinzuweisen, dass es sich bei allen oben genannten Tieren nicht um Vertreter der Familie der Ratten handelt, obwohl sie die Bezeichnung in ihrem Namen tragen. Eine Biberratte ist somit kein Biber, sondern eine Nutria, deren Familie aber die der Stachelratten darstellt, eine Bisamratte ein Bisam und der Biber ein Biber.

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